Special Time

Kinder fühlen sich wirklich geliebt, wenn ihre Eltern ihnen die volle Aufmerksamkeit schenken und die Zeit mit ihnen in vollen Zügen genießen. Dadurch entsteht ein tiefes Gefühl der Verbundenheit.

SPECIAL TIME – Basis der Bindung

Kinder fühlen sich wirklich geliebt, wenn ihre Eltern ihnen die volle Aufmerksamkeit schenken und die Zeit mit ihnen in vollen Zügen genießen. Dadurch entsteht ein tiefes Gefühl der Verbundenheit.

Wenn dein Kind gut mit dir verbunden ist, ist es selbstbewusst und fühlt sich sicher. Es ist in der Lage, klar zu denken und zu kooperieren. Es ist ausgeglichen und kann Anderen freundlich begegnen. Es ist neugierig und möchte gerne neue Dinge lernen und kann ein gutes Urteilsvermögen entwickeln.

Special Time kann die Beziehung grundlegend verändern. Das Kind ist entspannter, kooperativer, freudiger, aufnahmefähiger und es geht liebevoller mit anderen Kindern um.

Die Special Time wird dir dabei helfen, dieses Gefühl der Verbundenheit aufrecht zu erhalten oder wiederherzustellen und ist ein wunderbares Mittel, um Kindern ein unbezahlbares Geschenk zu machen.

Während der Special Time ist es deine Aufgabe, deine ganze Liebe und Präsenz deinem Kind zu widmen, von 3 Minuten bis zu 1 Stunde, den Zeitrahmen legst du fest.

Du sagst: Wann und Wo. Dein Kind zeigt Dir „WAS“ es machen möchte und du folgst seiner Anleitung.

Du kannst die Special Time ganz flexibel einsetzen, nur hin und wieder oder auch jeden Tag, es hängt ganz von Deinen Umständen ab.

Tue ich nicht sowieso schon genug für meine Kinder?

Vielleicht empfindest du genauso: “Ich verbringe doch bereits jede Menge „Special Time“ mit meinen Kindern! Ich gehe mit ihnen am Wochenende in den Zoo, wir gehen gemeinsam einkaufen und kochen zusammen. Ich verbringe Zeit mit ihnen, während sie baden oder singe mit ihnen. Sie haben so viel mehr Freiheit als ich sie je hatte. Wir haben doch jede Menge Spaß miteinander.“

​Du hast Recht! Diese Zeiten sind sehr wichtig für dein Kind. Sie haben allerdings nicht den gleichen Effekt, wie die Special Time. Natürlich genießt du es, Zeit mit deinen Kindern zu verbringen, vielleicht während sie ein Bad nehmen.

Klingelt allerdings währenddessen das Telefon, wirst du es wahrscheinlich nicht ignorieren. Sollte Dein Partner währenddessen ins Badezimmer kommen, um sich über die laute Musik des Nachbarn zu beschweren, wirst du ihm deine Aufmerksamkeit schenken. Dies geschieht viele Male im Laufe eines Tages. Ständig stürmen Dinge auf uns ein, die uns ablenken oder unsere Aufmerksamkeit einfordern.

Special Time – so geht’s

Benutze diese Checkliste, um wirklich das Beste aus der Zeit mit deinem Kind zu machen.

​Du wirst dadurch eine gute Verbindung zu deinem Kind herstellen und ihm die Selbstsicherheit geben, zu lernen, zu wachsen und sein Leben lang ein gutes Verhältnis zu anderen zu haben.

  • Gib der Zeit einen Namen. Du musst es gar nicht unbedingt „Special Time“ oder „Wunschzeit“ nennen. Es ist jedoch wichtig, dass ihr der Zeit einen Namen gebt.
  • Lege eine Zeit fest. Sage Deinem Kind bereits im Voraus, wann die Wunschzeit beginnt. Lass es wissen, ob es bereits in ein paar Minuten stattfinden kann oder erst am nächsten Wochenende.
  • Benutze eine Stoppuhr oder Dein Handy. Es ist wichtig, dass die Zeit durch die Stoppuhr/Dein Handy beendet wird, da es Dir und Deinem Kind erlaubt, sich ganz auf die Zeit miteinander zu konzentrieren, statt immer wieder auf die Uhr zu schauen.
  • Jetzt darf dein Kind alles entscheiden. Stell Dir vor, dass diese Zeit, so wie ein großes Geschenk, nur ihm gehört. Zeige Deinem Kind während dieser Zeit, dass du enthusiastisch und offen für neue Dinge bist. Erlaube ihm all die Dinge, die es wirklich gerne tun und ausprobieren möchte. Natürlich im Rahmen Deiner Möglichkeiten (Zeit, Kosten, Sicherheit). Pass Dich an, folge seiner Führung und schenke ihm deine ganze Liebe und Präsenz.
  • Gehe in die „ohnmächtige“ Position. Kinder sind selbst so oft in einer ohnmächtigen Position, deshalb ist es für sie unendlich befreiend, wenn sie einmal der der schnellere, geschicktere oder schlauere sein können. Da es oft im Alltag in der schwächeren Position ist, darf es jetzt endlich einmal „Sieger“ sein. Wenn du also irgendetwas tust, dass dein Kind zum Lachen bringt, wiederhole es! Denn Lachen löst angespannte Emotionen, leichte Ängste, Nervosität und verbindet. Gewollt ist natürliches Lachen – ohne Zwang, deshalb bitte nicht kitzeln! Lachen, das hier entstehen kann ist glockenhell und ganz ungezwungen.
  • Lege Deine eigene Agenda beiseite. Lass alles andere stehen und liegen und lass dich durch nichts unterbrechen. Betrachte diese Zeit als kostbar. Halte dich an folgende Dinge während dieser 5, 10 oder 30 Minuten:  Ignoriere die Türklingel, schau nicht nach eventuellen Whats App Nachrichten, räume nichts auf, lass Deine Gedanken nicht abschweifen, konzentriere Dich ganz auf Dein Kind und genieße ganz, bei Deinem Kind zu sein. Sei neugierig und bereit, etwas Neues über Dein Kind zu erfahren und vielleicht die Welt einmal so wahrzunehmen, wie es Dein Kind tut. Richte Deine gesamte Liebe und Aufmerksamkeit auf Dein Kind, lass es Deine Anwesenheit wahrnehmen und gib ihm währenddessen keine Ratschläge oder Anweisungen.
  • Ein Kind nach dem anderen. Die Wunschzeit funktioniert am besten One-on-One. (Es ist auch möglich, dass zwei Erwachsene ihre Aufmerksamkeit auf ein Kind richten).  Allerdings ist es nicht möglich, dass ein Erwachsener seine Aufmerksamkeit mehr als einem Kind schenken kann. Sollte es schwierig sein, mache kleine Schritte. Finde einen Weg, wenigstens 5 Minuten Zeit für jedes Deiner Kinder einzuräumen (wenn möglich mehrmals die Woche). Du wirst überrascht sein, wieviel Dein Kind mit 5 Minuten Deiner Aufmerksamkeit anfangen kann.
  • Wenn die Stoppuhr oder das Handy klingelt, beende die Special Time liebevoll. Sollte das große Gefühle und Enttäuschung zur Folge haben, ist es möglich, dass das Kind jetzt wütet und tobt, weil es unbedingt weiterspielen möchte. Höre nun in erster Linie zu und nutze die Gelegenheit, Deinem Kind durch zu Hilfenahme des Werkzeugs Staylistening Nähe zu schenken und es achtsam durch seinen Heilungsprozess zu begleiten. Denn durch das Spiel ist das Gefühl der Sicherheit, Zugehörigkeit und Verbindung so groß geworden, dass dein Kind sich jetzt traut, seine wirklich schmerzhaften Gefühle zu offenbaren. Diese zeigen sich oft in einem Wutanfall. Das Kind wechselt ganz von selbst auf natürlichem Wege zur zweiten Möglichkeit, sich zu entlasten – dem Wüten und Toben. Du hältst die Grenze liebevoll  aufrecht und bleibst sanft aber bestimmt dabei, dass die Special Time nun zu Ende ist, versicherst ihr aber, dass z.B. morgen auf jeden Fall die nächste „Mama-Julia“ Zeit stattfinden wird und du dich schon sehr darauf freust.
  • Und natürlich sind Ausnahmen in Ordnung ganz so, wie es für euch als Familie stimmig ist!

Anekdote – Special Time

Wir waren im Urlaub und unsere Tochter suchte sich für ihre Spielzeit aus, dass ich mit ihr baden gehen sollte. Normale weise brauche ich immer ein bisschen länger, bis ich komplett im Wasser bin. Und heute forderte sie mit blitzenden Augen, dass ich heute ganz schnell ins Wasser gehen sollte. Ich jammerte und bettelte, dass das viel zu kalt für mich sei und ging absolut in die ohnmächtige Position. Sie kicherte und lachte und bestand darauf, dass sie sich auf jeden Fall wünschte, dass ich heute ganz schnell ins Wasser gehen sollte. So ging es eine Weile hin und her, ich jammerte und sie lachte und lachte. Dadurch lösten sich leichte Ängste.

Als ich endlich im Wasser war, gluckste sie und sagte: „ Und jetzt der Kopf.“ Ich jammerte wieder und bettelte…. „Nur nicht der Kopf!“, „bitte, bitte nicht der Kopf!“ sie kicherte wieder und lachte…. „Oh nein Mama, es ist meine Spielzeit, du musst jetzt machen, was ich will…“ Nach viel Gelächter ihrerseits tauchte ich unter, sie jubelte und war ganz gelöst. Danach wünschte sie sich, dass wir Delfin spielen sollten. Sie zeigte mir verschiedene Schwimmtechniken, die ich nachahmte. Wir hatten eine richtig schöne Zeit miteinander.

Danach war sie super relaxed und glücklich, und bot ganz von alleine an, den ganzen Camping-Abwasch zu erledigen. Sie fand ganz schnell eine neue Freundin und ließ ihren kleinen Bruder mitspielen.

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